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Was versteht man eigentlich unter Bossing?
Unter Bossing versteht man Mobbing seitens des Chefs und/ oder Vorgesetzter. In 40 Prozent der Fälle sind Vorgesetzte die Auslöser für Mobbing am Arbeitsplatz und in weiteren 10 Prozent schikanieren Mitarbeiter und Chef sogar gemeinsam ihr Opfer, wie eine Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) herausfand. Die gezielte, meist wiederholte Schikane durch den Chef bezeichnet man als „Bossing“. Während Mobbing quer durch die Bank geht, also unabhängig von Positionen, Zuständigkeiten und Hierarchien ist, bezeichnen Experten Bossing als „downward bullying“. Die Mobbing-Attacken gehen dabei von höheren Hierarchieebenen abwärts. Folglich sind Bossing-Opfer durch ihre Position in der Hierarchie von Beginn an unterlegen. Häufig führt das dazu, dass sie resignieren, deprimiert werden und das Unternehmen verlassen.
Die Geschichte vom Abteilungsleiter Sebastian K.
Sebastian K. war 3 Jahre lang Abteilungsleiter in einer Firma, die Arbeit machte ihm Spaß, er verstand sich gut mit seinem Chef und seinen Kollegen, alles war Bestens, bis der Chef in Rente ging…! Herr K. liebäugelte bereits die Nachfolge seines Chefs anzutreten, da dieser sich bereits bei der Geschäftsführung für ihn stark gemacht hat. Aber alles kam anders, er bekam eine neue Chefin, Ende 20, hervorragend ausgebildet, frisch vom Studium vorgesetzt! Die ersten Wochen lief alles ganz normal weiter, Herr K. erledigte seine Arbeit und war nur etwas traurig, dass nicht er die Stelle bekommen hatte. Seine neue Chefin gab ihm immer mehr Aufgaben, die er alle erledigte. Das einzige was er komisch fand, war dass er sich für alles bei Ihr rechtfertigen musste und Ihr täglich einen Arbeitsbericht abliefern musste. Alle anderen Mitarbeiter im Unternehmen mussten das nicht! Er dachte sich auch nichts dabei!
Die Versetzung und Degradierung aus heiterem Himmel…
Herr K. war 3 Wochen mit seiner Familie im Sommerurlaub und als er zurück kam wurde ihm von seiner Chefin und der Geschäftsführung mitgeteilt, dass er nicht mehr länger Abteilungsleiter sei. Er würde seine Arbeit nicht ordentlich und gewissenhaft machen und seine Untergebenen Mitarbeiter hätten sich über ihn beschwert. Sebastian K. nahm es so hin und dachte wenn er sich weiter reinhängen würde, hätte er schon die Möglichkeit auf eine neue und bessere Stelle in der Firma. Aber es wurde immer schlimmer, die Chefin stellte ihn immer wieder vor seinen Kollegen bloß. Er sei ein Nichtsnutz, bekäme nichts auf die Reihe, hätte gegenüber seinen Kollegen einen militärischen Befehlston, außerdem würde er sich auch nicht an die vorgegebene Arbeitszeit halten und betrügen! Tag für Tag wurde es schlimmer, seine Chefin war gegen ihn, mittlerweile auch seine Kollegen und die Geschäftsführung…
Die Geschichte von Sebastian K. ist kein Einzelfall, sie zeigt nur wie Bossing abläuft!
Die Gründe und Hauptursachen für Bossing:
- wirtschaftliche Gründe im Betrieb
- Langeweile und Frust des Vorgesetzen
- fehlende (soziale) Kompetenz des Chefs
- persönliche Differenzen zwischen Mitarbeiter und Chef
- Mitarbeiter ist der Sündenbock für alle Fehler
- Chef sieht sich selbst bedroht, da der Mitarbeiter ihm überlegen ist und oft kompetenter ist
Die Folgen von Bossing:
Bossing zerstört ähnlich wie Mobbing das Selbstbewusstsein des Mitarbeiters, den Arbeitsplatz, die Motivation, den Spaß an der Arbeit, die Gesundheit und manchmal sogar das ganze Leben!
Hier einige mögliche Hilfen und Lösungsansätze:
1. Individuelle Strategien:
- Rechtzeitig reagieren, nicht zu lange warten
- Deutlich machen, dass das Verhalten unerwünscht ist
- Mit einer Person des Vertrauens darüber sprechen
- Herausfinden, worum es eigentlich im Kern geht
- Herausfinden, wo vielleicht eigene Anteile am Konflikt liegen (Anmerkung: Dies kann manchmal der Fall sein, muss es aber nicht!
- Sich Verbündete suchen, Erfahrungen austauschen
- Den/ die Bosser (Chefs/ Vorgesetzten) zur Rede stellen. Es kann durchaus sinnvoll sein, einen Vermittler z.B.: Betriebsrat, Personalrat oder Vorgesetzter zu Rate zu ziehen.
- Vorfälle Aufschreiben, z.B.: Mobbingtagebuch führen(nur so können sie glaubhaft von Bossing sprechen)
2. Andere einbeziehen:
- Entscheiden ob Hilfe von einer dritten Person notwendig ist
- Eine der ersten Anlaufstellen eines jeden, der von Bossing oder Mobbing betroffen ist, sollte der Betriebsrat oder Personalrat (beides falls vorhanden) sein. Dort sind in der Regel geschulte Mitarbeiter, die die Betriebsstrukturen und Betriebsvereinbarungen kennen, als Mittler fungieren können und Kenntnisse über die Gesetzeslage habe. Als Betroffener kann ich mich im Mobbingfall im Betrieb zudem an meine Vorgesetzten, Betriebsarzt, die Personalabteilung, den Behindertenbeauftragten oder die Gleichstellungsbeauftragte und Kontaktfrauen wenden.
- Externe Beratungsstelle einschalten -> Neutrale und unparteiische Gesprächspartner sind in Selbsthilfegruppen, bei speziellen Beratungstelefonen oder aber auch den Kirchen und Krankenkassen zu finden. Da man bereits davon ausgeht, dass allein in Deutschland mehr als eine Million Menschen von Mobbing betroffen ist und die Zahl stetig steigt, gibt es viele kompetente Anlaufstellen, die den Opfern Hilfe anbieten.
Hier einige nützliche Adressen:
www.mobbing-net.de ; www.mobbing-zentrale.de ; www.antimobbing.de ; www.dgb.de ; www.mobbingberatung.at ; www.beratungsstellen.at ; www.wko.at ; - Anwalt hinzuziehen und/oder Rechtsberatung einholen -> Für fundierte Rechtsauskünfte stehen Rechtsanwälte zur Verfügung. Sie beraten, informieren und leiten bei Bedarf auch rechtliche Schritte ein. Sinnvoll kann es auch sein, eine Rechtsberatung einzuholen und sich zu informieren, um eventuell auch Schadensersatzansprüche geltend zu machen oder – falls es zu einem Arbeitsplatzwechsel kommt – eine angemessene Abfindung auszuhandeln. Mein persönlichen Tipps: die Rechtsanwaltskanzlei Pöppel und die Rechtsanwaltskanzlei Jaeschke!
- Arzt hinzuziehen -> Da in vielen Fällen die verbalen oder auch tätlichen Attacken von Kollegen und Vorgesetzten nicht spurlos an den Betroffenen vorbeigehen und zu gesundheitlichen und seelischen Beeinträchtigungen führen, ist es ratsam, einen Arzt und gegebenenfalls auch einen Psychologen zu Rate zu ziehen. Haben die Mobbing-Angriffe beim Opfer zu körperlichen oder seelischen Schäden geführt, sollte auf jeden Fall ein Arzt aufgesucht werden. Nur wer gesund und fit ist, kann sich diesem kräftezehrenden Konflikt stellen. Besonders in dieser Zeit ist es wichtig, für die eigene Gesundheit und ausreichend Entspannung zu sorgen.
Was ist Bossing?
Weitere Informationen, Erklärungen und Wissenswertes rundum das Thema Bossing findet ihr bei meinem lieben Kollegen und Experten Der Mobbing Ratgeber!
Es gibt immer einen Weg aus dem Bossing…
Um persönlich wieder entspannt und in Ruhe leben und arbeiten zu können, sollte eventuell auch ein Jobwechsel in Betracht gezogen werden, wenn trotz intensiver Bemühungen eine anderweitige Lösung der Probleme nicht möglich ist. Werden Sie aktiv, schreiben Sie Bewerbungen, suchen Sie sich einen neuen Arbeitsplatz, eine neue berufliche Herausforderung! Denken Sie an sich und Ihr persönliches Wohlbefinden und Ihre Gesundheit!
Gib Bossing keine Chance!!!
Ja klar kommt Mobbing in allen Bereichen vor,warum denn nicht auch vom Chef. Braucht es da aber wirklich einen extra Namen? Selbst noch nicht erlebt zum Glück , aber kenne so einige wo es so war.
Lg aus Norwegen
Ina
Lieber Andreas, ein toller Beitrag. Auch bei Chefs macht das Mobbing keinen Halt. Ein Wahnsinn oder? Das es aber schon einen extra Namen dafür gibt wusste ich noch nicht. Aber „Bossing“ passt. Danke für den aufklärenden Artikel, liebe Grüße Claudia
Bei Bossing hilft eigentlich nur eins: Rechtsanwalt einschalten!!!
Insbesondere wenn man selber Führungskraft ist, braucht man vom Betriebsrat in der Regel keine Hilfe zu erwarten. Hinzu kommt, dass der mobbende Vorgesetzte in der Regel das Vertrauen seines Chefs genießt. Bei flachen Hierarchien ist das die Geschäftsführung. Mit der will sich in der Regel kein Betriebsrat anlegen und auch sonst niemand im Betrieb. Sprich, bei Bossing ist man schnell der wahrgenommene Quertreiber. Obrigkeitshörigkeit (die leider auch heute noch sehr weit verbreitet ist) sollte man nie unterschätzen. Wer mer Macht hat, hat bei den meisten Leuten auch mehr Recht (weil die meisten denken, dass man mit vorbildlichem Verhalten und harter Arbeit an die Machtposition gekommen ist).
Ein schwieriges Thema! Scheint auch kein Einzelfall zu sein, leider! Ich denke dass es eine sehr gute Strategie ist sich eine neue berufliche Herausforderung zu suchen, anstatt die Energie hineinzulegen sich zu wehren.
Liebe Grüße
Verena
Ein sehr ernstes und sehr trauriges Thema!
Ich verstehe nicht, warum man sich so gegen eine Person stellen kann und ihr Selbstbewusstsein damit zerstört.
Das Traurige daran ist ja auch, dass das keine Einzelfälle sind.
Finde den dargestellten Fall auch erschreckend, da das ja so aus dem Nichts kam.
Hilfe suchen ist da sicher eine sehr gute Lösung!
Liebe Grüße,
Michelle
das ist ein echt informativer Text! mir war bisher gar nicht bewusst. dass es da einen Unterschied gibt – da habe ich dann genau genommen kein Mobbing erlebt, sonders so etwas wie Bossing! fühlt sich wirklich schrecklich an :/
liebste Grüße auch,
❤ Tina von liebewasist.com
Liebe was ist auf Instagram
Ich selbst habe Mobbing nur in der Schule erlebt, später als Aussenstehende in meiner Ausbildung. Ich finde es schrecklich, was aus dummen Kommentaren und Unterstellungen werden kann und finde es noch schrecklicher, dass dies auch von Vorgesetzten an den Tag gelegt wird. Meiner Meinung nach gehört sowas nicht in die Chefetage, oft sitzt man aber alleine da, wenn man versucht etwas dagegen zu unternehmen und am Ende ist die leichtere Variante, sich einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, als sich dafür stark zu machen, dass einem geglaubt wird. Ich weiß es aus zweiter Hand, was das mit einem Menschen machen kann und bedaure es zu tief, dass ich es damals erst zu spät erkennen konnte.
Darum finde ich alles gut, was über dieses Thema aufklärt. Man muss hier wirklich die Menschen mit der Nase drauf stoßen, den Sinn schärfen, Mobbing im Keim zu unterbinden. Ein toller, wirklich wertvoller Beitrag! Vielen Dank hierfür!
Liebe Grüße
Sarah
So eine Geschichte ist einer Bekannten leider auch gerade passiert. Sie hat darauf hin das Unternehmen verlassen und von einer Kollegin erfahren, dass ihren Aufgabenbereich keiner zufriedenstellend übernehmen kann. Das wirkt sich in puncto Stimmung jetzt auf das ganze Team aus und der Chef scheint damit überfordert zu sein.
Mobbing ist ja immer eine schlimme Sache, aber bei einem Chef (ehrlich gesagt überhaupt bei Erwachsenen) rechnet man dann doch nicht damit.
Lieber Andreas,
Mobbing zieht sich ja durch viele Lebensbereiche. Wenn es dann auch noch auf Arbeit passiert (wo wir ja in der Regel viel Zeit verbringen), dann ist es eine doppelte Belastung. Immerhin kommen da ja dann auch Existenzängste hinzu.
Dein Beitrag ist daher sehr interessant und aufschlussreich.
Liebe Grüße,
Mo
Huhu,
oh je, ich finde Mobbing schrecklich und man hört ja immer wieder wie sich das gerade im Berufsleben verbreitet. Sicherlich besser die Energie auf eine neue Stelle zu konzentrieren, anstatt damit sich dort durchzusetzen und zu wehren. Schade das es so extrem geworden ist in der heutigen Gesellschaft.
Lg
Steffi
Ich selbst habe als Student verschiedene Job schon gemacht. In großen Firmen mit viel verzweigten Hierarchien. Ich hab versucht mich zu beweisen. Stark zu bleiben und zu verstehen wie es so läuft. Ich denke die Suche, wie im Fall beschrieben, auf eine neue Stelle ist da sicher besser investierte Energie. Am Ende zählt doch, dass es einem selbst gut geht.
vermutlich kann Bossing sogar nich grausamer sein, als reines Mobbing – wenn von oben auch noch der Performancedruck kommt, ist es sicher nicht leicht standzuhalten! da sieht man, wie grausam wir gegeneinander richten können :/
alles Liebe,
❤ Eden
An jedem zweiten Mobbingfall ist der Chef beteiligt. Fur Opfer von Bossing sind die Folgen schwerwiegend. Auch Unternehmen und Volkswirtschaft kommen zu Schaden.